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1. Einleitung

True Clean Label steht für umfassende Reinheit im Sinne unserer Sunday-Philosophie. Dies beinhaltet nicht “nur” die freiwillige Volldeklaration, die Qualität und Reinheit der Rohmaterialien sowie offensichtliche Vermeidung von bedenklichen Zusatz- und Hilfsstoffen. Vielmehr umfasst der True Clean Label-Ansatz die lückenlose und vertiefte Analyse und Hinterfragung der gesamten Wertschöpfungskette: vom Wareneinkauf, über die Fertigung, Weiterverarbeitung, den Transport, die Abfüllung, die Verpackungsmaterialien bis hin zur Lagerung und dem Endversand an den Kunden. Zu einem umfassend sauberen Produkt gehören für uns zudem auch ökologische und ethische Faktoren, die wir in unserem Unternehmen, aber auch in den Beziehungen zu den Farmen und Produzenten mit einem möglichst Ressourcen schonenden und fairem Umgang leben.

Dieses Buch umfasst daher alle Aspekte auf die wir bei unseren Recherchen nach neuen Produkten, in der Herstellung, der Qualitätskontrolle – kurz: im gesamten Entwicklungsprozess und Arbeitsalltag immer wieder gestoßen sind. Dies ist ein nicht enden wollender Lernprozess und wir sind zu der Ansicht gelangt, dass wir aufgrund der Vielzahl an Altlasten in unserer Umwelt und der stetig wachsenden Zahl neuer Belastungen enormen Anforderungen gegenüberstehen. Klar ist: Eine 100%ige Reinheit ist vor diesem Hintergrund illusorisch. Für uns liegt es jedoch in der Natur der Sache, dass unsere Produkte, die der Gesundheit dienen und diese langfristig fördern sollen, einen sehr hohen Grad an Reinheit bieten sollen. Auf diesem Weg sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass das Wichtigste zum Schutz vor gesundheitsgefährdenden Substanzen ein ständig andauerndes Lernen und Wissen ist; denn aufspüren und messen kann man nur die Substanzen, die man kennt.

Als Zusammenfassung unserer wichtigsten Erfahrungen, Recherchen und Erkenntnisse ist dieses Buch entstanden. Es umfasst eine Vielzahl an möglichen Kontaminationsmöglichkeiten, die im Produktionsprozess auftreten können. In Kürze sind dies:

  • Kontaminanten in Rohstoffen: Schwermetalle, persistierende Verbindungen wie PCB, Pestizide, Radioaktivität, Wasserqualität, giftige Pflanzenstoffe, mikrobielle Belastungen und Schimmelpilzbefall
  • Prozessbedingte Rückstände und Kontaminanten: Lösungsmittelrückstände, GVO, erhitzungsbedingte Kontaminationen, maschinell- und produktionsbedingte Kontaminationen wie Abrieb, Mikroplastik, Schmierstoffe, Cross-Kontaminationen
  • Lebensmittelzusatzstoffe, Nanopartikel, technische Hilfsstoffe: Konservierungsmittel, Süßungsmittel, Aromen, Farbstoffe, Emulgatoren, Phosphate, Trägerstoffe, Trenn- und Bindemittel sowie Fließ- und Pressmittel etc., Nanopartikel, Hilfsstoffe in Kapselhüllen, illegale Substanzen
  • Kontaminanten bei Verpackung, Lagerung und Transport: Verpackungsmaterialien und Verpackungssysteme (Plastik, Schadstoffe in Plastikmaterialien, antimikrobielle Substanzen, Schutzgase, gebleichte Watte, Erdölsubstanzen), Begasung und Bestrahlung

Des Weiteren hat sich gezeigt, dass für wirklich reine Produkte weitere Punkte unumgänglich sind. Hierbei geht es eher sekundär um die Vermeidung von Kontaminanten, sondern um Analysemöglichkeiten, eine größtmögliche Transparenz gegenüber dem Endverbraucher ohne das Verschweigen von Details und nicht zuletzt ökologische sowie ethisch-soziale Gesichtspunkte für umfassende Reinheit über die Inhaltsstoffe hinaus. Diese Themen umfassen folgende Kapitel:

  • Unabhängige Labortests und Qualitätssicherung: Testmöglichkeiten, Vorgehen, Offenlegung von Laborergebnissen
  • Deklaration: Häufige Lücken in der Deklaration versus umfassende Volldeklaration
  • Ökologische, ethische und soziale Verantwortung: vegane Produkte, Beziehungen zu Produzenten, Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit, umweltfreundliche Verpackungen, erneuerbare Energien, Klima-Bilanz und CO-Kompensation
  • Nachhaltigkeit am Beispiel Palmöl: ökologische Vertretbarkeit, Zertifizierungen, Möglichkeiten zur nachhaltigen Palmölproduktion

Kontaminanten in Rohstoffen

Nicht zuletzt durch die hohe Umweltverschmutzung und Giftstoffe aus der industriellen (Land-)Wirtschaft können nicht nur, aber gerade aus Pflanzen gewonnene Substanzen von diversen Kontaminationen betroffen sein.

Hierzu zählen insbesondere:

  • Schwermetalle und toxische Metalle wie z. B. Blei, Cadmium, Quecksilber, Arsen oder Aluminium. (Kapitel 2)
    Eine chronische Belastung mit einem oder mehreren dieser Metalle kann zur Schädigung verschiedener Organe führen und sich sehr negativ auf das Nervensystem und die (kindliche) Entwicklung auswirken. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat unter anderem die Elemente Arsen und Cadmium als definitiv krebserregend und Blei sowie Methylquecksilber als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. (1
  • Persistierende organische Verbindungen wie PCB, PAKs und Dioxine. (Kapitel 3)
    Allen Verbindungen gemein ist eine extreme Langlebigkeit mit mehreren Jahren Halbwertszeit und eine meist ausgeprägte Toxizität. Ihre weitreichende Verbreitung hat dazu geführt, dass unsere Nahrungsmittel heute grundsätzlich mehr oder weniger stark mit POPs belastet sind und wir unweigerlich mit ihnen konfrontiert werden. Zu den Folgen einer chronischen Belastung mit POPs gehören Allergien und Hypersensitivität, Schäden des zentralen und peripheren Nervensystems sowie Probleme der Reproduktion, Störungen des Immunsystems und Krebs. (2)
  • Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat. (Kapitel 4)
    Pestizide sind die weltweit weit verbreitetsten Chemikalien und gleichzeitig auch die gefährlichsten. (3) Pflanzenschutzmittel verursachen teils massiven oxidativen Stress und führen zu Störungen des Nerven- und Hormonsystems. Der Einsatz des wohl bekanntesten Vertreters Glyphosat wird aufgrund seiner toxischen Wirkung auf Wasser- und Bodenorganismen seit 2018 nun mehr und mehr eingeschränkt. Auch Belastungen mit in der EU verbotenen Mitteln, wie dem möglicherweise krebserregenden Anthrachinon werden immer wieder nachgewiesen.
  • Belastungen mit Radioaktivität. (Kapitel 5)
    Insbesondere aus Waldböden werden Radionuklide fortwährend an die dort wachsenden Pflanzen abgegeben. Daher weisen wild gesammelte Pilze, Beeren und auch Wildtiere belasteter Regionen oft eine vielfach höhere Radioaktivität auf als landwirtschaftlich erzeugte Produkte. (4) Dies betrifft auch einige aus Wildsammlungen stammende Nahrungsergänzungsmittel und vor allem Vitalpilze aus osteuropäischen Ländern.
  • Nitrate als Folgen von Überdüngung, Arzneimittelrückstände und Fluoride im Trinkwasser. (Kapitel 6)
    Faktoren, die generell für die Wasserqualität bedeutsam sind, sind die Region und Nutzungsart, d. h. Landwirtschaft, Industrie, Dichte der Besiedlung. Hierbei spielt auch die stetig steigende Medikamenteneinnahme eine große Rolle. Bedeutsam ist die Wasserqualität vor allem für die Produktion von Mikroalgen und damit auch für alle weiteren aus Algen extrahierten Wirkstoffe, wie Jod oder Omega-3-Öl.
  • Giftige Pflanzeninhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide, Tropanalkaloide, Blausäure und Cumarin. (Kapitel 7)
    Unter den vermehrt Pyrrolizidinalkaloide bildenden Pflanzen befinden sich vor allem auch einige klassische Heilpflanzen, wie z. B. der Beinwell, die Pestwurz oder der Huflattich. Zudem können auch nicht-pyrrolizidinbildende Pflanzen durch die Miternte von Beikräutern verunreinigt werden. Aufgrund der lebertoxischen Eigenschaften und zumindest in Tierversuchen nachgewiesenen karzinogenen Wirkungen sehr hoher Dosierungen, wurden Höchstwerte für bestimmte Kräuter, Tees und Nahrungsergänzungen festgelegt. Die Verunreinigungen von bestimmten Getreidesorten und Kräutertees mit den sehr giftigen Tropanalkaloiden gehen ebenfalls auf die Ernte von Beikräutern (meist Stechapfel) zurück.
  • Mikrobielle Belastungen insbesondere von Bakterien, Pilzen und Algen bzw. durch sie verursachte Toxin-Belastungen (Kapitel 8), insbesondere auch Mykotoxine (Kapitel 9) und Cyanotoxine (Kapitel 10). Unter den Nahrungsmitteln sind nicht ausreichend gewaschene Rohkost und vor allem andere nicht durcherhitzte Lebensmittel wie Geflügel oder Ei die am häufigsten kontaminierten Produkte. Getrocknete Produkte, wie Kräutertees, Nahrungsergänzungsmittel und Superfoods sind eher selten betroffen. Bei diesen Produkten sind Kontaminationen vor allem mit Salmonellen, E. coli und Bacillus cereus, einem sporenbildenden Bakterium, gelegentlich relevant. Unter den sehr giftigen Mykotoxinen sind vor allem die Aflatoxine (Erdnüsse, Pistazien, aber auch Mais und Haselnüsse) Ochratoxin A, Fumonisine, Deoxynivalenol und Zearalenon (Getreide und Mais, Ochratoxin A auch in Kaffee und Trockenobst) bekannt. Verunreinigungen mit Microcystin-bildenden Bakterienstämmen kommen vor allem in Produkten vor, die Blaualgen (Cyanobakterien) enthalten, sogenannte blue-green algae food supplements (BGAs). Diese Cyanotoxine besitzen lebertoxische Wirkungen und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.

Häufig wurden aufgrund einer klaren oder stark angenommenen toxischen Wirkung einzelner Schad- und Giftstoffen sogar behördliche Grenz- und Höchstwerte festgelegt. Ein großes Problem ist jedoch, dass es kaum Abschätzungen zu chronischen Langzeitbelastungen und multiplen Belastungen verschiedener Schadstoffe oder gar Schadstoffklassen gibt. So existieren zwar Grenzwerte bezüglich Quecksilber- und Cadmiumbelastungen sowie Höchstgrenzen für bestimmte Pestizidrückstände oder Belastungen mit Dioxinen und PCB – jedoch ist völlig ungeklärt, welche Auswirkungen – selbst unterschwellige – Mehrfachbelastungen auf die Gesundheit haben.

Zudem ist es hilfreich, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welchen Grundbelastungen wir tagtäglich in unserer Umwelt ausgesetzt sind. Denn letztendlich akkumulieren vielfältige Belastungen aus der Umwelt, Nahrungsaufnahme und Arzneimitteln zu einer Gesamtbelastung. Eine isolierte Betrachtung einzelner Belastungsquellen ohne Berücksichtigung einer möglichen Grundbelastung durch andere Quellen und Umweltfaktoren ist somit leicht irreführend. Wir zeigen entsprechend in den jeweiligen Kapiteln häufige Belastungsquellen mit auf.

Neben der Belastung vor allem pflanzlicher Rohstoffe durch Bodenbelastung gelten als wichtigste Quellen der Verunreinigungen nicht kontrollierte Prozessbedingungen und verunreinigte Inhalts- oder möglicherweise (nicht deklarierte) Zusatzstoffe. (3) Dies wird in den entsprechenden Kapiteln berücksichtigt.

Prozessbedingte rückstände und kontaminanten

Bei unseren Recherchen nach hochwertigen Nähr- und Vitalstoffen sind wir immer wieder auf verschiedenste Verunreinigungen aus den Produktionsabläufen gestoßen. Die Rohstoffe können noch so biologisch angebaut, sorgfältig geerntet oder hochrein hergestellt werden – wenn die folgenden Verarbeitungsschritte nicht ebenso sorgfältig erfolgen, können die verschiedensten toxischen Verunreinigungen eingetragen werden.

Ein besonders großes Thema sind in diesem Zusammenhang toxische Lösungsmittel (Kapitel 11) wie Methanol, Aceton oder N-Hexan, die nach wie vor standardmäßig zur Herstellung von Pflanzenextrakten, aber auch synthetisch hergestellten Nahrungsergänzungen verwendet werden. Dabei verbleiben im Produkt häufig Rückstände, die in der Regel zwar innerhalb der gesetzlich erlaubten Grenzwerte liegen; grundsätzlich handelt es sich aber um Stoffe, die der Gesundheit in keinem Fall zuträglich sind. Die langfristigen Folgen der Aufnahme selbst geringer Mengen dieser toxischen Substanzen ist hierbei völlig ungeklärt.

Zudem sind organische Lösungsmittel eine Quelle für weitere potenziell toxische Verbindungen. Sie können beispielsweise mit krebserregenden Phthalaten oder Bisphenolen aus Plastikaufbewahrungsbehältern belastet sein, bedenkliche Additive enthalten oder – insbesondere bei Mehrfachverwendung – Giftstoffe aus dem Rohmaterial oder aus den maschinellen Abläufen anreichern. Dieses Kapitel umfasst auch die Alternativen unschädlicher Extraktionsverfahren, wie sie aus unserer Sicht nach Möglichkeit verwendet werden sollten.

Unter prozessbedingte Kontaminationen fallen für uns auch jegliche Roh- oder Zusatzstoffe, die mit gentechnisch veränderten Organismen (Kapitel 12) hergestellt wurden. Unterschieden werden muss hier in “grüne” und “weiße” Gentechnik; unter den Begriff “grüne” Gentechnik fallen gentechnisch modifizierte Pflanzen, was in großem Stil z. B. für Soja und Mais zutrifft. Als Unternehmen, dass auf grüne Gentechnik komplett verzichtet, sind Einträge gentechnisch veränderten Pflanzenmaterials also als Kontaminationen z. B. beim Transport relevant. Die “weiße” Gentechnik bezieht sich auf gentechnisch modifizierte Mikroorganismen. Herstellungsverfahren zur Synthese bestimmter Vitamine oder vitaminähnlicher Substanzen, beziehen heute sehr häufig solche GVOs (gentechnisch veränderte Organismen) mit ein, sodass es immer schwieriger wird, gentechnikfrei zu produzieren. Zum Standard der Labore gehören daher heute auch Analysen auf gentechnisch veränderte Bestandteile.

Auch beim Erhitzen können in den Produkten selbst toxische Stoffe entstehen; hierzu gehören die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) oder das aus Bäckereierzeugnissen und Pommes frites bekannte Acrylamid sowie Furan und Glycidyl-, bzw. MCPD-Fettsäureester wie sie speziell bei der Raffination von Ölen und Fetten entstehen können. Die meisten dieser erhitzungsbedingten Kontaminanten (Kapitel 13) gelten als “wahrscheinlich kanzerogen”.

Neben den Prozessbedingungen können auch Fremdsubstanzen durch den Verschleiß von Maschinenteilen oder durch die verwendeten Schmierstoffe und Reinigungsmittel eingetragen werden (Kapitel 14.1). Insbesondere der Abrieb von Maschinenteilen und die Anreicherung von Chemikalien während des Produktionsprozesses kann hier zu Belastungen im Produkt führen.

Des Weiteren kann die Nutzung gemeinsamer Produktionsstraßen für verschiedene Produkte zu sogenannten Cross-Kontaminationen oder der Belastung mit Allergenen führen (Kapitel 14.2). Besonders gut untersucht ist dies für anabole Substanzen aus dem Leistungssportbereich, da hier bereits kleinste Verunreinigungen zu positiven Dopingtests führen können. Auf diese Weise können Fremdsubstanzen wie Prohormone, Arzneimittel etc., die z. B. beim Doping eine Rolle spielen, in das Produkt eingetragen werden. Auch für Allergiker können Kontaminationen durch die Nutzung gemeinsamer Produktionsanlagen schon in geringsten Mengen (z. B. mit Nüssen) zum Gesundheitsrisiko werden.

Lebensmittelzusatzstoffe, nanopartikel und technische hilfsstoffe

Zusatzstoffe werden in zahlreichen Lebensmitteln und Getränken – inklusive Nahrungsergänzungsmitteln und Superfoods – sowie in besonderem Maße in Medikamenten nahezu standardmäßig hinzugefügt. Überwiegend handelt es sich um synthetisch hergestellte oder mitunter mittels Gentechnik gewonnene Substanzen; sehr selten um natürliche Stoffe bzw. um Stoffe aus natürlichen Quellen. Und selbst diese können aufgrund ihrer weiter verarbeiteten Form gesundheitlich bedenklich sein, weswegen sie aus unserer Sicht unerwünscht sind.

Neben Konservierungsstoffen (Kapitel 15), Süßungsmitteln (Kapitel 16), Aromen (Kapitel 17) und Farbstoffen (Kapitel 18), sowie Emulgatoren (Kapitel 19), Phosphaten (Kapitel 20) sind in Nahrungsergänzungsmitteln besonders oft Hilfsstoffe für die Produktion (Kapitel 21) enthalten. Hier handelt es sich um Stoffe wie Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulose und Siliciumdioxid, die als Trenn-, Fließ-, Binde- und Pressmittel sehr häufig Verwendung finden. Die wissenschaftliche Lage zur Wirkung dieser gängigen

Hilfsstoffe ist dabei keineswegs geklärt. Beispielsweise sind mögliche Gesundheitsrisiken von Fettsäurebestandteilen des Magnesiumstearats nicht ausgeschlossen. Sogar die Kapselhüllen (Kapitel 23) selbst werden standardmäßig mit fragwürdigen Zusatzstoffen wie Carrageen, PEG (Polyethylenglycol) oder Gellan hergestellt. Auch in Tees und Kräutermischungen finden sich zahlreiche Zusatzstoffe, zum Beispiel künstliche Aromen wie der meist synthetische Bergamotten-Geschmack im Earl Grey Tee oder das fast immer synthetische Vanille-, Pfirsich- oder Karamellaroma im Rooibostee.

Oftmals sind die enthaltenen Zusatzstoffe oder deren Ursprung und Herstellungsform – z. B. “mithilfe von Gentechnik” – nicht einmal deklarierungspflichtig. Vielfach wird auch mit irreführenden Benennungen, so wie zum Beispiel bei den “natürlichen Aromen", eine vermeintliche “Natürlichkeit”, welche nicht den Tatsachen entspricht, vorgetäuscht. Zudem sind in Zusatzstoffen vielfach nicht als solche deklarierte Nanopartikel (Kapitel 22) enthalten. Hierzu zählt z. B. Titandioxid, dessen Anwendung zwar in Lebensmitteln verboten wurde, aber in Medikamenten derzeit noch weit verbreitet ist. Nach wie vor in Nahrungs(ergänzungs)mitteln erlaubt sind Siliciumdioxid und vor allem mikrokristalline Cellulose, welche beide meist auch Nanopartikel enthalten. Auch mineralische Lebensmittelfarbstoffe wie Eisenoxide enthalten einen nicht unerheblichen Anteil an Nanopartikeln.

Der Bandbreite der Lebensmittelzusatzstoffe sind keine Grenzen gesetzt. Entsprechend dem Verwendungszweck wird in unterschiedliche Zusatzstoffklassen eingeteilt, wobei einzelne Stoffe (wie z. B. phosphathaltige Verbindungen) teilweise in mehrere Klassen eingeordnet werden können. Die Palette ist von beachtlicher – und mit Sicherheit beliebig erweiterbarer – Größe (11–13):

Konservierungsmittel (Kapitel 15)

… sorgen für längere Haltbarkeit, indem sie der Entstehung von gesundheitsabträglichen Mikroorganismen vorbeugen und vor deren negativen Auswirkung schützen. Benzoate, Sorbate, Phosphate und Nitrite werden dazu gezählt. Zu den negativen Auswirkungen auf die Gesundheit gehören: die Schädigung der Blutplasmaproteine, der DNA in den Lymphozyten, die Immunsystem-Beeinträchtigung und die Veränderung der Zusammensetzung des Darmmikrobioms.

Antioxidationsmittel

… wirken der Oxidation von Lebensmitteln entgegen. Dem Ranzigwerden ebenso wie Farbveränderungen kann so gegengesteuert werden. Zitronensäure, Ascorbinsäure (Kapitel 15.1.3) und synthetisch hergestellte Tocopherole (Kapitel 15.1.2) sind übliche Antioxidationsmittel, welche unter anderem jedoch auch allergische Reaktionen hervorrufen können und die Resorption des natürlichen, antiinflammatorischen

Kontaminanten bei verpackung, lagerung und transport

Nicht nur die Reinheit der Rohstoffe und die Vermeidung von Zusatzstoffen sowie (verdeckten) Hilfsstoffen sind Voraussetzung für eine bestmögliche Qualität und Reinheit von Lebensmitteln, Tees, Superfoods und Nahrungsergänzungen. Auch durch Verpackungsmaterialien (Kapitel 25) und während der Lagerung sowie auf dem Transportweg (Kapitel 26) können noch viele, zum Teil krebserregende oder zumindest gesundheitsschädliche oder bedenkliche Stoffe eingetragen werden.

Wissenschaftler schätzen, dass die Rückstandsbelastung von Lebensmitteln durch migrationsfähige Verpackungsbestandteile 100-mal höher ist als durch Pestizide und andere Kontaminanten. (44) Gerade die im Plastikmaterial enthaltenen Substanzen können durch Ausgasung in die Lebensmittel übertragen werden. Einige der aus der Verpackung in das Produkt übertretenden Substanzen sind mittlerweile recht bekannt und es wird immer deutlicher, dass – selbst wenn sie nur in Spuren enthalten sind – dennoch ein bedeutendes Gefahrenpotential von diesen Stoffen ausgehen könnte. Dies trifft zum Beispiel auf hormonaktive Substanzen (Kapitel 25.1.1) zu, die auch in minimalen Mengen auf das hormonelle Gleichgewicht des Menschen Einfluss nehmen. Der vielfach beobachtete verfrühte Pubertätsbeginn und die Unfruchtbarkeit von Männern und Frauen stehen in einem möglichen Zusammenhang mit diesen Stoffen. Der größte Anteil der migrierenden Stoffe ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht einmal bekannt.

Neben den aus Plastikverpackungen kommenden Substanzen stehen auch Klebstoffe und die Bestandteile sogenannter aktiver Verpackungen im Verdacht, schädliche Stoffe freizusetzen. Hier kann es sich zum Beispiel um antimikrobielle Mittel für eine längere Haltbarkeit oder um feuchtigkeitsabsorbierende Substanzen handeln. (Kapitel 25.1.3)

Auch in den Umverpackungen, die nicht in direktem Kontakt mit dem Lebensmittel stehen, befinden sich nicht selten bedenkliche Stoffe, die insbesondere bei zu geringer Verpackungsbarriere bis in die Produkte hineingelangen können. So wurden in Untersuchungen mehrfach krebserregende Kohlenwasserstoffe bzw. Mineralöle (Kapitel 25.1.6) in Lebensmitteln nachgewiesen, die aus den Farbrückständen von Recyclingkartons stammten. Hintergrund dieser Problematik ist die Verwendung von Mineralölen beim Drucken von Zeitungen und deren Übergang in Recycling-Papier bzw. Recycling-Kartons, die häufig für den Transport von Lebensmitteln eingesetzt werden. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Lebensmittel in herkömmlichen, meist mit relativ geringer Barierredichte versehenen Produktverpackungen, die mit solchen Standardkartons in Berührung kommen, innerhalb weniger Stunden mit wesentlichen Mengen an Mineralölen kontaminiert werden. Das klassische Beispiel dafür sind Lebensmittel im Supermarkt, die in Recyclingkartons gestapelt bzw. für den Kunden präsentiert werden.

Während des Transports und der Lagerung geschehen nicht nur unbeabsichtigte Verunreinigungen – Mineralöle in Kartons, Weichmacher in Kunststoffen etc. –, sondern auch gezielte Behandlungen der Behälter. Sowohl beim Transport von Rohstoffen als auch bei fertig abgepackten Produkten werden teilweise immer noch verschiedene Maßnahmen zur Verhinderung mikrobieller und Insekten-Belastungen eingesetzt. Für den Transport in Hochseecontainern ist der Einsatz sogenannter Schutzgase ein bekanntes Verfahren (Kapitel 26). Diese Schutzgase besitzen oft äußerst toxische Wirkungen und können zudem extrem klimaschädlich sein. Je nach Verpackungsbarriere können starke Rückstände auf die Produkte übergehen und diese kontaminieren. Schätzungen zufolge sind 10 bis 20 % der weltweit verschifften Seecontainer mit bedenklichen Gasen belastet. (45) Diese werden meist zur Abwehr von Insekten eingesetzt und können selbst nach Reinigung des Containers signifikant zurückbleiben, wodurch die Möglichkeit besteht, dass sie sich an die nächste Fracht anheften. Strenger werdende Regularien schaffen hier kaum Abhilfe, da das Verbot einer toxischen Substanz den verstärkten Einsatz eines anderen Toxins zur Folge hat. (46)

Es existieren letztlich viele versteckte Probleme entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die nur selten oder gar nicht zur Sprache kommen. Heutzutage sind wir durch die Aufnahme hochverarbeiteter, verpackter und zum Teil weit transportierter Lebensmittel, sozusagen chronisch über Jahrzehnte, mit einer Unmenge an zum Teil unbekannten Substanzen belastet. Die gesundheitlichen Ausmaße sind dabei häufig unklar. Viele Wissenschaftler deuten immer wieder auf die möglichen Zusammenhänge zwischen dem Anstieg an chronischen Erkrankungen in unseren Wohlstandsgesellschaften und dem Vorkommen dieser multiplen Chemikalienbelastungen hin. (47)

Unabhängige labortests und qualitätssicherung

Belastungen zu 100 % auszuschließen ist selbst bei strengsten Reinheitsvorschriften aufgrund der heutigen Anzahl an Umweltbelastungen und der ständig zunehmenden Zahl chemischer Stoffe kaum noch möglich. Auch mit Labortests können nur Aussagen über eine ausgewählte Anzahl bekannter Stoffe getroffen werden. Auch ist es schlichtweg nicht möglich jedes Produkt und jede neue Charge auf sämtliche, bekannte Substanzen testen zu lassen. Um möglichst viele Gefahrenquellen auszuschließen, setzen wir daher auf freiwillige, umfangreiche Testungen anhand klar definierter Risikoprofile und erweitern diese durch stichpunktartige Testungen. (Kapitel 27) Hierdurch können wir in enger Absprache mit den Laboren und Herstellern immer wieder neue Erkenntnisse gewinnen, Herstellungsverfahren hinterfragen und adaptieren sowie durch unsere Recherchen auf diesem Gebiet neue Teststrategien anregen und auf potenzielle Verunreinigungen aufmerksam machen.

Neben der Volldeklaration haben wir deshalb im Rahmen unserer True-Clean-Label-Philosophie ein bisher beispielloses Transparenz-Programm gestartet: Wir veröffentlichen für die wichtigsten Produkte unseres Sortiments sukzessive detaillierte Nachweise renommierter, unabhängiger Labore, welche die Reinheit und den Wirkstoffgehalt unserer Produkte belegen.

Deklaration

Obwohl in der Lebensmittelinformationsverordnung (VO (EG) 1169/2011, kurz LMIV) vorgeschrieben wird, dass alle Zutaten eines Produktes – inklusive Lebensmittelzusatzstoffe – zu deklarieren sind, ergeben sich bei genauerem Hinsehen mehr oder weniger große Lücken in der Deklarationspflicht. (Kapitel 28) Wir möchten an dieser Stelle einige dem Endverbraucher zum Teil kaum bekannte Lücken aufzeigen und die entsprechenden Hintergrundinformationen dazu liefern.

Auch wir erleben bei Einkaufsanfragen immer wieder, dass Hersteller von Rohmaterialien nur ungern ausführliche Informationen über den Herstellungsprozess und die echten Details der Zusammensetzung preisgeben. Dies führt in der Praxis dazu, dass viele Anbieter gutgläubig die Reinheitsangaben der Hersteller übernehmen, ohne diese zu hinterfragen. Insbesondere der weitverbreitete Einkauf von Drittherstellern verschärft diese Problematik massiv. Wir investieren in teilweise lange Recherchen und intensive Labortests, um versteckte Problematiken aufzudecken und so tatsächlich möglichst reine Rohstoffe einzukaufen.

Es ist daher wenig verwunderlich, wenn auch in der Deklaration des Endprodukts Informationen zu bestimmten, z. B. in geringen Mengen vorhandenen Bestandteilen, fehlen oder unter bestimmten Voraussetzungen, Zusatz- und Hilfsstoffe nicht genannt werden. Auch an Informationen über die Herstellungsweise, verwendete Extraktionsmittel, eventuell vorhandene Rückstände etc. mangelt es meistens. Auch aus unserer Sicht irreführende Angaben, z. B. über die enthaltene Wirkstoffmenge pro Dosierungseinheit sind durchaus eine gängige Praxis. Besonders ärgerlich für Qualitätshersteller wie Sunday ist die Tatsache, dass manche Angaben zur Qualität nicht gemacht werden müssen. Dies betrifft zum Beispiel die Kennzeichnung bestimmter Wirkstoffqualitäten. Andere Angaben wiederum – wie die Kennzeichnung enthaltener bio-zertifizierter Bestandteile, wenn das Gesamtprodukt keine Bio-Zertifizierung besitzt – dürfen nicht gemacht werden.

Da hierdurch zum Teil deutliche Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Produkten kaschiert werden, möchten wir an dieser Stelle, Zusammenhänge und Probleme transparent machen, die dem Endverbraucher sonst kaum bekannt sind und als Hintergrundinformationen auch fast nie kommuniziert werden.

Echte Volldeklaration (Kapitel 28.4) bedeutet für uns, dass wir alle Bestandteile unserer Produkte vollständig nennen sowie die jeweiligen Herstellungsverfahren offen darlegen. Sollte bei einem Produkt tatsächlich aus technologischen Gründen der Einsatz von Zusatz- oder Trägerstoffen nötig sein, so verwenden wir möglichst natürliche und hochwertige Stoffe, wie z. B. wertvolle Bio-Akazienfaser – und weisen diese selbstverständlich auf dem Etikett aus.

ÖKOLOGISCHE, ETHISCHE UND SOZIALE VERANTWORTUNG

Zur Reinheit unserer Produkte zählt nicht nur deren Zusatzstoff- und Schadstoff-Freiheit. Für unser gesamtes Sortiment spielen sowohl ökologische als auch ethische und soziale Überlegungen gleichermaßen eine wichtige Rolle. (Kapitel 29) Auf vielfältigen Ebenen versuchen wir daher möglichst nachhaltig und verantwortungsvoll zu arbeiten:

Unser gesamtes Sortiment ist aus Überzeugung und nicht zuletzt aus ethischen Gründen vegetarisch und bis auf wenige Ausnahmen vegan.

Wir achten auf ethische Produktionsbedingungen, etablieren persönliche und langfristige Beziehungen und überzeugen uns persönlich von den Bedingungen vor Ort.

  • Unsere Rohstoffe beziehen wir nach Möglichkeit ohne Zwischenhändler direkt von namhaften Produzenten und zahlen faire und angemessene Einkaufspreise.
  • Der Großteil unserer Produkte ist in Braunglas verpackt und damit fast vollständig recycelbar, ohne Weichmacher, Aluminium oder schädliche Klebstoffe im Kunststoffdeckel. Viele Produkte bieten wir in speziellen, zu 100 % bio-kompostierbaren Zipperbeuteln an.
  • Für das gesamte Unternehmen setzen wir, wo immer möglich, auf erneuerbare Energien und unsere CO-Last wird durch Teilnahme an verschiedenen Klimaprojekten vollständig kompensiert.
  • Auf vielfältigen Ebenen versuchen wir so, möglichst nachhaltig und verantwortungsvoll zu arbeiten. Diesen Teil unserer Überzeugung möchten wir auch mit unseren Kunden teilen und stellen deshalb über jeden Bereich der Herkunft und Herstellung unserer Produkte so viele Informationen wie möglich zur Verfügung.

NACHHALTIGKEIT: BEISPIEL PALMÖL

Als Beispiel dafür, wie wir an das Thema Nachhaltigkeit herangehen, dient unser Kapitel zu Palmöl (Kapitel 30). Die umfangreiche Recherche, die wir hierzu durchgeführt haben, verdeutlicht besonders, dass es nicht immer einfache Antworten gibt, sondern jedes Thema für sich einer genauen Hinterfragung bedarf und einer genauso individuellen Lösung. So erachten wir Palmöl durchaus als wertvollen Rohstoff, der zudem in einigen Spezialanwendungen, wie in der Kosmetikindustrie, bislang nicht zu ersetzende Eigenschaften aufweist. Besonders aus ökologischer Sicht ist eine differenzierte Betrachtung lohnend: denn alle anderen (insbesondere auch einheimische) Ölpflanzen benötigen für den gleichen Ertrag deutlich mehr Fläche. Dies alles kann natürlich nicht über die illegale Abholzung von Regenwäldern, die Ausbeutung der dort lebenden Menschen und die besonders in Europa nach wie vor stattfindende sinnlose Verschwendung dieser Ressource als Biodiesel hinwegtäuschen, jedoch kann die vollständige Verbannung dieses wertvollen und flächensparenden Rohstoffes nicht die Lösung sein. Bislang nutzen wir kein Palmöl in unseren Produkten, jedoch leben einzelne verantwortungsvolle Unternehmen bereits vor, dass auch eine nachhaltige Nutzung von Palmöl möglich ist.

True Clean Label steht also nicht nur für die Qualität und Reinheit der Rohmaterialien sowie offensichtliche Vermeidung von bedenklichen Zusatz- und Hilfsstoffen, sondern vielmehr für eine lückenlose und vertiefte Analyse und Hinterfragung der gesamten Wertschöpfungskette – von Wareneinkauf, Fertigung, Weiterverarbeitung, Transport, Abfüllung bis hin zur Lagerung, der Deklaration und dem Endversand an den Kunden. Diese kritische Infragestellung aller Aspekte bei der Entstehung des Produkts kann und sollte als kontinuierlicher und nie endender Prozess verstanden werden. So komplex und versteckt sind dabei viele Themen, dass diese Reise für jede Produktkategorie neu angetreten sowie analysiert werden muss und sich mitunter sogar nach Jahren – teils zufällig – neue Aspekte ergeben.

Wichtig ist dabei, dass alle beteiligten Mitarbeiter über sämtliche Abteilungen hinweg immer wachsam bleiben und das Bestreben besitzen, ein bereits gutes Produkt oder einen einwandfrei scheinenden Prozess noch weiter zu optimieren. Es gilt dieses Ziel als allgemeine Haltung und Philosophie in der gesamten Unternehmenskultur fest zu verankern, sodass bedenkliche Themen erkannt werden und ein großer Wille besteht, auch vermeintlich kleine Probleme zu beseitigen.

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