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30. Nachhaltigkeit: Beispielrecherche Palmöl

Die Sunday Natural True-Clean-Label-Prinzipien, welche unsere gesamte Denk- und Vorgehensweise prägen, möchten wir anhand des Beispiels Palmöl aufzeigen. Der folgende Exkurs soll verdeutlichen, wie wir an schwierige oder manchmal auch besonders vorbelastete Themen herangehen und versuchen, uns ein möglichst umfassendes Bild zu machen. In diesem Fall haben wir uns insbesondere gefragt, ob Palmöl wirklich so schlecht wie sein Ruf ist, beziehungsweise ob der Ersatz von Palmöl tatsächlich zu umweltverträglicheren Lösungen führt. Da wir – anders als in der Kosmetik- und Waschmittelindustrie – leicht auf Alternativen für Palmöl zurückgreifen können und für unsere fettlöslichen Nahrungsergänzungen auf Kokosöl setzen, findet Palmöl bei uns momentan (noch) keine Verwendung. Dieses Beispiel zeigt aber besonders eindrücklich, dass bei der Rohstoffauswahl eine sehr differenzierte Betrachtungsweise und viel Vorwissen nötig ist, um dann auf die Suche nach geeigneten Produzenten für hochwertige und nachhaltig erzeugte Rohstoffe zu gehen.

Palmöl ist das meist produzierte Pflanzenöl der Welt. Es wird vielseitig verwendet: in Biodiesel, Lebensmitteln, Kosmetika und vielem mehr. Hier dient es nicht nur als Nahrungsmittel, sondern wird auch als Trägerstoff oder zur Produktion von chemischen Spezialstoffen durch die Industrie genutzt. Untersuchungen von Greenpeace belegen: Nahezu in jedem zweiten Supermarktprodukt befinden sich inzwischen Bestandteile aus Palmöl. (806) Dabei wird eine hitzige Diskussion um das Pflanzenöl geführt: Umweltverbände und Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder die illegale Abholzung von Regenwald, die damit verbundene Ausrottung bedrohter Tierarten, die brutale Vertreibung von Menschen von ihrem Land und die schlechten Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen.

Die fortdauernden Diskussionen um Palmöl erscheinen angesichts der anhaltenden Brandrodungen und aufgrund der Menschen und Land verachtenden Vorgehensweisen absolut berechtigt. Die Verwendung des Öls als Biodiesel ist auch aus unserer Sicht und angesichts der Folgen dieser massiven Verschwendung für die Produktionsländer mehr als unverständlich.

Dennoch lohnt sich eine differenzierte Betrachtung zum Thema Palmöl: Für einige Spezialanwendungen, also für Reinigungs- und Waschmittel sowie Kosmetika – also in den Bereichen, in denen Palmöl besonders schwer zu ersetzen ist –, macht der Ersatz durch andere Öle wenig Sinn. Zu bedenken ist erstens, dass dieser Bereich nur einen Bruchteil des gegenwärtigen Palmöl-Konsums ausmacht – verglichen damit, dass in Deutschland 60 % des Palmöls als Biodiesel verbraucht werden. Zweitens ist Palmöl auch aus ökologischen Gesichtspunkten nicht so schlecht wie sein Ruf: Alle anderen Ölpflanzen benötigen für den gleichen Ertrag deutlich mehr Fläche! Zwar hat der Ersatz des tropischen Öls mit Ölen heimischer Pflanzen wie Sonnenblume und Raps vor allem in Bezug auf Lebensmittel durchaus eine Relevanz, dennoch ist eine vollständige Verbannung des Palmöls aus unserer Sicht nicht die Lösung. Zu grundsätzlichen Überlegungen hierzu siehe auch Kapitel 30.2. Die Unterschiede verschiedener Zertifizierungen für Palmöl werden in Kapitel 30.3 und ein Fazit hierzu in Kapitel 30.4 aufgeführt.

Neben dem Vorteil des mit Abstand geringsten Flächenbedarfs bietet Palmöl vor allem für die erwähnte Anwendung in Reinigungs-, Waschmitteln und Kosmetika einige einzigartige Charakteristika: Es ist nahezu geruchslos und als Konsistenzgeber in Cremes, Duschgelen oder Lotions kaum zu ersetzen. Firmen, die Bestrebungen unternehmen, gänzlich auf Palmöl zu verzichten, müssen einige Nachteile hinnehmen – meist bezüglich der Konsistenz. Neu entwickelte Produkte, welche auf Palmöl verzichten, werden eher als Öl, Fluid oder Ähnliches verkauft – nicht jedoch als Creme.

Dass Palmöl auch nachhaltig produziert werden kann, zeigen Unternehmen wie Serendipalm in Ghana. Diese ursprünglich von einem großen Seifenhersteller gegründete Plantage trägt das Fair for Life-Zertifikat und beliefert heute auch andere an Nachhaltigkeit und Fairness interessierte Kunden. Seinen preislichen Vorteil verliert Palmöl damit zwar, denn Bio-Palmöl ist etwa dreimal so teuer wie konventionell hergestelltes Öl und erzielt damit ähnlich hohe Preise wie heimisch produziertes Bio-Sonnenblumen oder Bio-Rapsöl – ist dafür aber ökologisch unbedenklich, fair produziert und von besserer (Bio-)Qualität. (358)

Auch die gesundheitlichen Aspekte, die oftmals gegen Palmöl angeführt werden – wie die Entstehung toxischer Substanzen bei der Raffination – können durch sorgfältige Herstellungsverfahren minimiert werden. Siehe hierzu Kapitel 30.1.

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