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25.1.5 Chlor und Glyphosat in gebleichter Watte

Gebleichte Watte besteht aus Baumwolle und diese, wie alle pflanzlichen Fasern, überwiegend aus Cellulose (90 %), der Rest entfällt auf Wasser (8 %) und Begleitsubstanzen wie Wachse, Fette, Pektine, Farbstoffe, Holzgummi, Eiweiß und mineralische Salze. Unbehandelte Rohbaumwolle ist eher gelblich-braun und niemals so leuchtend weiß, wie der Verbraucher sie aus Kosmetik- und Hygieneprodukten oder anderen medizinischen Produkten kennt. Damit die Fasern so strahlend weiß werden, ist der Einsatz von Bleichmitteln – früher Chlor, heute überwiegend Sauerstoff – unverzichtbar. Weil aus der Bleiche unter Chloreinsatz toxische Substanzen zurückbleiben können, ist heute auf fast jeder Packung der Vermerk “chlorfrei gebleicht” abgedruckt. Doch die in den Baumwollprodukten enthaltenen Rückstände stammen längst nicht nur aus dem Bleichprozess. Schon beim Anbau und der darauffolgenden Reinigung und Aufarbeitung der meist aus genmanipulierten Pflanzen hergestellten Fasern werden nicht nur Unmengen an Wasser verbraucht, sondern jede Menge Chemikalien: Der Keimgehalt des Endprodukt ist durch die Behandlung bereits so weit reduziert, dass es auch für medizinische Anwendungen nicht mehr sterilisiert werden muss und den Anforderungen des Deutschen Arzneibuchs Genüge tut. (729)

Neben den schon erwähnten halogenorganischen Chlorverbindungen oder Dioxinen, die ebenfalls aus dem Bleichprozess stammen, können Tenside, Formaldehyd oder der Ersatzstoff Glyoxal sowie zahlreiche Pestizide, darunter vor allem das möglicherweise krebserregende Glyphosat als Rückstand im Produkt enthalten sein. (730) Verschiedene Tests an Wattepads, Windeln und Tampons belegen zwar, dass heute deutlich weniger Rückstände zu verzeichnen sind als noch vor einigen Jahren, dennoch finden sich vereinzelt Produkte mit potenziell krebserregenden, halogenorganischen Verbindungen und das umstrittene Pestizid Glyphosat. (730,731) Dieses ist auch in Europa bis mindestens ins Jahr 2022 erlaubt – trotz einiger Einschränkungen, die zumindest in Deutschland im Jahr 2021 eingeführt worden sind. (158,732)

Seit dem Jahr 2015 nahm die Kontroverse um Glyphosat ständig zu – vor allem da die Internationale Krebsforschungsagentur IARC Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte. Verschiedene einzelstaatliche Behörden außerhalb der EU teilten diese Einschätzung. (733) Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ebenso wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommen jedoch zu dem gegenteiligen Ergebnis, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgeht. (734,735) Im Jahr 2017 wurde die Genehmigung für Glyphosat in der EU dann um weitere fünf Jahre verlängert (siehe Kapitel 4.1.1).

Ebenfalls im Jahr 2015 in der Presse zu lesen ist die zufällige Entdeckung argentinischer Forscher, dass das Pestizid Glyphosat und sein Abbauprodukt AMPA in 85 % respektive 62 % der untersuchten Watteprodukte zu finden sind. (736,737)

Eine mögliche Alternative zu gebleichter Watte aus Baumwolle ist Kapok – so werden die leichten, wolleartigen Naturfasern des Kapokbaumes genannt. Im Gegensatz zu Baumwolle wird Kapok von wildwachsenden Bäumen per Hand geerntet und nicht auf Plantagen angepflanzt. Der massive Wasserverbrauch sowie die intensive Nutzung von Chemikalien sowie Pestiziden entfällt daher bei der Kapokgewinnung. Die Kapokwolle ist daher deutlich weniger belastet als die üblichen Baumwollprodukte und kann leicht kompostiert werden.

Für eine Übersicht anderer bedenklicher Substanzen in Verpackungsmaterialien siehe Kapitel 25.

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