16.1.3 Sucralose
Der Süßstoff Sucralose ist nur etwa 15-mal süßer als üblicher Haushaltszucker (Saccharose), jedoch bleibt ein langer Nachgeschmack auf der Zunge. (429,440) In vielen Studien konnten negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachgewiesen werden. So steht der Süßstoff Sucralose aufgrund von Tierstudien im Verdacht, eine kanzerogene Wirkung zu haben. Ebenso warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR davor, Sucralose zu stark zu erhitzen, da hier durch Zersetzungsprozesse chlorierte organische Verbindungen mit gesundheitsschädlichem und krebserregendem Potenzial entstehen. Es konnte zudem nachgewiesen werden, dass der Konsum von Sucralose die Insulinsekretion und somit den Blutzuckerspiegel negativ beeinträchtigt. Sucralose beeinflusst ebenfalls das Darmmikrobiom und fördert entzündliche Darmerkrankungen.
Krebserregendes Potenzial
In einer Tierstudie wurde eine kanzerogene Wirkung von Sucralose festgestellt. Die Versuchstiere wurden bereits pränatal und bis zum Ende ihres Lebens mit unterschiedlichen Mengen an Sucralose gefüttert. Es wurde diese Langzeit-Exposition gewählt, um die möglichen Auswirkungen der lebenslangen Nutzung von Sucralose als Süßstoff in Nahrungsmitteln abschätzen zu können. So können Auswirkungen aufgedeckt werden, die in Kurzzeitstudien nicht auftreten. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass das Auftreten von bösartigen Tumoren unterschiedlicher Art proportional zur verabreichten Menge an Sucralose anstieg. Deutlich verstärkt traten Tumore des blutbildenden Systems (Thymus, Milz, Leber, Lymphknoten und Knochenmark) auf. Dies wurde vor allem bei den männlichen Versuchstieren auch schon bei geringeren Mengen Sucralose und besonders gegen Ende der Studie festgestellt. Bei den weiblichen Versuchstieren waren unter der höchsten Dosis Sucralose die Erythrozyten im Blut um fast 10 % im Vergleich zur Kontrollgruppe verringert. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten ebenfalls darauf hin, dass das Darmmikrobiom bei der Entstehung verschiedener Krebsarten eine Rolle spielt. Durch ein verändertes Darmmikrobiom entstehen diffuse Entzündungen, welche die Zellen auf Dauer schädigen. Aufgrund dieser Studienergebnisse kann nicht davon ausgegangen werden, dass Sucralose den Magen-Darm-Trakt des Menschen komplett wirkungslos durchläuft. (447) Es wird empfohlen, die langfristigen Auswirkungen des Sucralosekonsums – im Besonderen auf Frauen im gebärfähigen Alter sowie Kinder – dringend weiter zu untersuchen.
Im Jahr 2019 veröffentlichte das Bundesinstitut für Risikobewertung eine Stellungnahme über den Süßstoff Sucralose. Sucralose wird oftmals als Chlorzucker bezeichnet. Der Süßstoff wird durch die Chlorierung von Zuckern gewonnen. Beim Erhitzen von Lebensmitteln, denen Sucralose zugesetzt wurde, können aufgrund von Zersetzungsprozessen chlorierte organische Verbindungen mit gesundheitsschädlichem und krebserregendem Potenzial entstehen. Zu nennen sind hier vor allem polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und Dibenzofurane (PCDF) oder Chlorpropanole, die bei Temperaturen über 120 °C entstehen können. Diese Temperaturen werden sowohl bei der industriellen Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln, als auch in Privathaushalten beim Backen und Kochen erreicht. Der aktuellen Datenlage kann jedoch nicht entnommen werden, in welchen Mengen die toxischen Reaktionsprodukte entstehen. Demnach konnte noch keine Expositionsschätzung und abschließende Risikobewertung durchgeführt werden. Das BfR empfiehlt den Lebensmittelherstellern und Verbrauchern, Lebensmittel, die Sucralose enthalten, nicht auf Temperaturen über 120 °C zu erhitzen oder Sucralose erst nach dem Erhitzen zuzugeben. (448)
Insulinsekretion
Bei Studien konnte herausgefunden werden, dass Sucralose den Glucosestoffwechsel maßgeblich beeinflusst, da im Darm, wie auf der Zunge, der süße Geschmack über Rezeptoren wahrgenommen werden kann. Hierdurch wird bei Zuckeraufnahme normalerweise die Glucoseresorption und Insulinsekretion reguliert. Der zweiwöchige tägliche Konsum einer festgelegten Menge Sucralose (50 % des derzeit festgelegten ADI-Wertes von 5 mg/kg Körpergewicht) führte zu einer verringerten Insulinsensitivität und dem damit einhergehendem Anstieg der Insulinsekretion zur Kompensation. Diese Symptome sind ein Kennzeichen des Krankheitsbildes bereits adipöser oder an Typ-2-Diabetes erkrankter Personen. Aus den Studienergebnissen ist zu schließen, dass der regelmäßige Konsum von Sucralose ein Risikofaktor für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes bei gesunden Personen ist. Hierbei spielen bestimmte Rezeptoren im Darm eine essenzielle Rolle, die intensiv untersucht werden sollten. Es wird davon ausgegangen, dass Sucralose an diesem Rezeptor im Darm die Insulinsekretion anregt, um vermeintlich vorhandene Glucose aus der Nahrung zu resorbieren. Durch ständige Wiederholung und Anregung der Insulinsekretion nimmt die Insulinsensitivität letztendlich ab. Die chronische Aufnahme von Süßungsmitteln sollte bei Erwachsenen und Kindern mit bereits vorhandenem Diabetes oder Adipositas separat untersucht werden, da hier bereits Störungen der Insulinsekretion und des Blutzuckerspiegels vorliegen. (449,450)
Darmmikrobiom und entzündliche Darmerkrankungen
Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass die chronische Verwendung von Süßungsmitteln das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn deutlich erhöhen kann. Diese Erkrankung tritt zusammen mit einer Dysbiose des Darmmikrobioms auf und die Ernährung stellt einen wichtigen Therapieansatz zur Linderung und Heilung von entzündlichen Darmerkrankungen dar.
In Tierstudien konnte gezeigt werden, dass der Konsum von Sucralose-haltigen Nahrungsmitteln den Zustand bei entzündlichen Darmerkrankungen verschlechterte und zu Dysbiosen führte. In der durchgeführten Studie erhielten Mäuse mit und ohne entzündlichen Darm sechs Wochen lang niedrige Konzentrationen von Sucralose über das Trinkwasser zugeführt. Erkrankte Mäuse zeigten eine deutliche Dysbiose des Darmmikrobioms sowie einen Anstieg der pro-inflammatorischen Aktivitäten auf das Darmgewebe. Dies deutet darauf hin, dass vor allem bereits erkrankte Personen eine deutliche Verschlechterung ihrer Symptome erleben, wenn sie regelmäßig Nahrungsmittel mit Sucralose zu sich nehmen. (451) Bei gesunden Mäusen konnte nur ein verändertes Darmmikrobiom festgestellt werden, jedoch keine verstärkte Entzündung. Die Bakterienarten Bifidobakteria, Lactobacillus und Bacteroidetes wurden im Vergleich zu einem gesunden Darmmikrobiom um bis zu ca. 70 % reduziert. Dies hat massive Auswirkungen auf die gesamte Darmfunktion, den Nährstoff-Metabolismus, das Immunsystem und die Hemmung von Krankheitserregern im Darm. Es wurde bereits zuvor in unzähligen Studien belegt, wie das Darmmikrobiom die Gesundheit beeinträchtigt. (452)
Für eine Übersicht aller Süßungsmittel siehe Kapitel 16.