23.3.2 Dimethicone (ein Silikon)
Nicht ganz so dramatisch gestaltet es sich um eine weitere für das Polieren verwendete Substanz, das Silikonöl Dimethicone. Genau wie Natriumdodecylsulfat wird es häufig in der Kosmetikindustrie verwendet. Es soll Haare gesünder aussehen lassen und besser kämmbar machen. In Cremes verwendet, verspricht es die Auffüllung von Fältchen und damit ein jüngeres, strahlenderes Hautbild. Dieser Effekt ist jedoch nur oberflächlich und daher kurzfristig – eine nachhaltig pflegende Eigenschaft besitzen Silikone nicht. (659) Der luftdichte Film, den Silikone bilden, wird auch in Produkten gegen Kopfläuse genutzt. Eines der marktführenden Mittel enthält über 90 % Dimethicone. Die Wirkweise geht darauf zurück, dass das Silikon die Atemröhren der Läuse irreversibel verschließt. (660–662) Innerlich wird Demithicone hauptsächlich wegen seiner entschäumenden Wirkung bei Blähungen eingesetzt. Darüber hinaus soll es einen schützenden Effekt auf die Darmschleimhaut haben und wird bei Endoskopien verwendet. (662)
Sowohl die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) als auch das ebenfalls US-amerikanische Expertengremium CIR (Cosmetic Ingredient Review) erachten Dimethicone zwar als ein sicheres Produkt für die kosmetische Anwendung, aktuelle Studien, insbesondere zur oralen Aufnahme des Stoffes, sind jedoch rar. (663,664)
Die wenigen, teils Jahrzehnte alten klinischen Studien – vor allem Tierstudien – belegen, dass die Aufnahme des Silikons über die Haut und den Verdauungstrakt gering ist. Im Umkehrschluss zeigt sich hier wieder die Haupteigenschaft des Stoffes, denn er lagert sich auf Oberflächen wie Haut und Haaren ab, anstatt aufgenommen zu werden. In Tierversuchen konnten nach oraler Aufnahme des Stoffes keine oder nur sehr geringe Nebenwirkungen festgestellt werden. Karzinogene und genotoxische Wirkungen wurden nicht beobachtet. Aufgrund leichter Irritationen von Haut und Augen wird Dimethicone aber als geringfügig reizend eingestuft. (665)
Trotzdem gibt es in den letzten Jahren vermehrt Bedenken gegenüber der Anwendung von Silikonen in Kosmetikprodukten, sodass viele Produkte mit Aufschriften wie “frei von Silikonen” werben. Die Skepsis richtet sich vor allem gegen die umhüllenden und somit Haut abdichtenden Eigenschaften der Silikone sowie eventuelle Ablagerungen, die sich auf Haut und Haar bilden und nur sehr schwer wieder entfernt werden können. Aufgrund der Poren verschließenden Wirkung sollen mitunter auch Hautunreinheiten und Akne gefördert werden. Ein weiterer Grund, warum Silikone mehr und mehr in Kritik geraten, ist ihre schlechte Umweltbilanz. Silikone gehören zu den schwer abbaubaren Kunststoffverbindungen und bleiben ähnlich wie Mikroplastik lange im Umlauf. Sie sind in Pflanzen und Fischen, in Futtermitteln und auch im Menschen nachweisbar. (659)
Allein dies ist trotz der vermeintlich geringen Nebenwirkungen für uns Grund genug, diese Mittel aus unseren Produkten unbedingt fernzuhalten.
Für eine Übersicht zu Hilfsstoffen in Kapselhüllen siehe Kapitel 23.