2.2.5 Aluminium
Nach Sauerstoff und Silicium ist Aluminium das häufigste Element im Boden; Pflanzen nehmen Aluminium aus Boden und Wasser auf, woraus sich ein natürlicher Aluminiumgehalt in Pflanzen und pflanzlichen Lebensmitteln ergibt. Problematisch ist allerdings die deutliche Zunahme durch den Menschen erzeugten metallischen Aluminiums, welches zusätzlich über Lebensmittelkontaktmaterialien wie beispielsweise Alufolie, Lebensmittelzusatzstoffe und die generelle Umweltkontamination in die Lebensmittel gelangt. (77) Hinzu kommt die zunehmende Versauerung der Böden. Durch den Einsatz von Düngemitteln und über den sogenannten sauren Regen, der hauptsächlich auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist, besteht eine wachsende Tendenz zur Versauerung. Die Aluminiumaufnahme bei Pflanzen ist jedoch stark abhängig vom pH-Wert des Bodens. Spinat beispielsweise nimmt bei reduziertem pH-Wert, was einem sauren Boden entspricht, signifikant mehr Aluminium auf als bei höheren pH-Werten (160 versus 22 mg Aluminium pro kg Frischgewicht). (78) Auf diese Weise trägt die zunehmende Versauerung der Böden zu einer verstärkten Aluminiumaufnahme der Pflanzen und somit einer höheren Belastung der Lebensmittel bei.
Als die größten natürlichen Aluminiumquellen gelten Getreideerzeugnisse, Gemüse sowie Teeblätter, Kräuter, Gewürze und Kakao. (79) Insbesondere vor erhöhten Werten in Matcha-Tee wurde seitens des BfR in einer Untersuchung im Jahr 2019 gewarnt. (80) Hier wurden drei Proben mit erhöhten Werten von bis zu 2880 mg Aluminium pro kg Tee nachgewiesen. Die tolerierbare maximale Aufnahmemenge (TWI-Wert = 1 mg pro kg Körpergewicht pro Woche) würde hierbei mit täglich zwei Tassen Matcha bereits zu 100 % ausgeschöpft. Die tägliche Aluminiumzufuhr mit der Nahrung wird insgesamt auf mittlere 25 mg geschätzt, wobei die Nutzung von Alugeschirr oder Alufolie diesen Wert verdoppeln bis verdreifachen kann. (48) Auch bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe basieren auf Aluminium, wodurch Backpulver, Gewürze, Salz und Konserven beispielsweise einen erhöhten Aluminiumgehalt aufweisen können. Rauchen führt zu einer zusätzlichen Zufuhr von 1 bis 4 mg täglich.
Neben der Aufnahme mit der Nahrung spielen aber vor allem andere Faktoren eine Rolle, denn Aluminium findet in der Kosmetikindustrie häufig Verwendung. Es wird sowohl Deodorants als auch als Adjuvans Impfstoffen und den Injektionsmitteln zur Hyposensibilisierung hinzugefügt, wodurch es direkt in den Körper gelangt. Daneben ist es in zahlreichen weiteren Arzneimitteln und Medizinprodukten wie Medikamenten gegen Magenübersäuerung, Durchfallmitteln oder Lipidsenkern enthalten.
Immer wieder in der Diskussion ist der Aluminiumgehalt von Zeolith. Zeolith wird in der Naturheilkunde zur Bindung und verbesserten Ausscheidung von Schwermetallen und bei Darmkuren eingesetzt. Auch viele Wasserfiltersysteme setzten auf Zeolith. Hierbei wird genutzt, dass das Zeolith über den Austausch von Ionen (z. B. Natrium-, Kalium-, Calcium- oder Magnesiumionen) Schwermetallionen und sogar Aluminium aufnimmt. In verschiedenen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass die Sorge vor dem natürlichen Aluminiumgehalt der Mineralerde unbegründet ist, denn im Gegensatz zu synthetischem Aluminium (sogenanntes Zeolith A), werden die Aluminiumsilikate des natürlichen Zeoliths nicht in das Blut aufgenommen. (81) Auch die EFSA erklärt natürliches Zeolith in einer Untersuchung für Tierfutter für sicher und unbedenklich. (82)
Aluminium ist bekannt dafür, in bestimmten Geweben, vor allem den Knochen, der Leber und den Nieren, zu akkumulieren. Hier kann es direkt Leber- und Nierenschäden auslösen, aber auch Blutarmut bedingen oder zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Außerdem wird Aluminium mit einem erhöhten Diabetesrisiko, gesteigertem Krebsrisiko, Infektanfälligkeit, Hauterkrankungen und vor allem Nervenschäden in Verbindung gebracht. (48) In der wissenschaftlichen Literatur wird Aluminium zunehmend mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Alzheimer, Störungen der Blut-Hirn-Schranke und Osteopenie, einer Erkrankung des Skelettsystems assoziiert. (77) Speziell bei Kindern können zudem Entwicklungsstörungen auftreten und ein reduzierter IQ die Folge einer erhöhten Aluminiumbelastung sein. (48)
Produkte werden deutlich seltener auf das Leichtmetall Aluminium untersucht als auf Schwermetalle. Wenn es allerdings mit untersucht wird, dann finden sich durchaus häufig Verunreinigungen mit diesem Leichtmetall. In einer Studie mit überwiegend synthetischen Vitaminpräparaten für Schwangere wurde Aluminium in tatsächlich allen Proben nachgewiesen. Der durchschnittliche Gehalt lag bei 157 μg/Tag und maximal 835 μg/Tag unterhalb der Grenzwerte, die nach California Proposition 65 (P65) mit 7 mg/ Tag bestehen. (83)
Aluminium in pflanzlichen Produkten und Mikroalgen
Auch in einer relativ großen kanadischen Studie mit 121 Nahrungsergänzungsmitteln (überwiegend pflanzlichen Ursprungs) wurde der Aluminiumgehalt getestet. Hier enthielten 82,6 % der Produkte nachweisbare Mengen Aluminium, wobei zwei Produkte aus China den Grenzwert mit 7,2 und 13 mg pro Tag sogar übertrafen. (84) Auch in Algenprodukten lassen sich Aluminium-Verunreinigungen nachweisen. Hier wurden in 3 von 13 Spirulina- und 2 von 10 Chlorellaprodukten empfohlene Zufuhrmengen überschritten. (54)
Als Erklärung für die Verunreinigungen kommen im Falle der Produkte pflanzlichen Ursprungs verunreinigte Böden und Düngemittel oder womöglich sogar absichtliches Hinzufügen infrage. (84) In Bezug auf die Algenprodukte könnte das Hinzufügen von Aluminiumchlorid als Ausflockungsmittel für die Ernte der Algen eine Rolle spielen. (54) Da jedoch auch in synthetischen Produkten Aluminium vorhanden ist, müssen weitere produktionsbedingte Verunreinigungen ebenfalls eine Rolle spielen. Ein möglicher Faktor könnte das gängige Hinzufügen von aluminiumhaltigen Zusatz- und Füllstoffen sein.
Aluminium in Tee
Auch in Tees kann der Aluminiumgehalt erhöht sein. Die Teepflanze Camellia sinensis beispielsweise ist eine Aluminium akkumulierende Pflanze. (85) Der Aluminiumgehalt des Tees schwankt jedoch deutlich in Abhängigkeit von Herkunft und Erntezeitpunkt der Teeblätter. (86)
Auch die Zubereitungsart des Tees spielt eine entscheidende Rolle, was den Aluminiumgehalt der Teeinfusion angeht; so steigt der Aluminiumgehalt mit dem Zerkleinerungsgrad der Teeblätter, der Temperatur und der Dauer der Infusion sowie mit abnehmenden pH-Wert und Mineraliengehalt des Wassers an. (85) In verschiedenen Studien wurde ein Übertritt des in den Blättern enthaltenen Aluminiums zwischen knapp 4 und bis zu über 30 % nachgewiesen. (87) Insbesondere Matcha-Tee und Produkte, denen Matcha-Tee zugesetzt wurde, stehen besonders in der Kritik, denn bei der Zubereitung wird dieser Tee als Pulver vollständig in heißes Wasser eingerührt bzw. schaumig geschlagen und das Getränk wird ohne weiteres Filtern verzehrt. Anders als bei Tee-Infusionen wird daher von einer 100%igen Aufnahme des enthaltenen Aluminiums ausgegangen. (80) Ob und inwieweit das im Matcha gebundene Aluminium jedoch ins Blut aufgenommen wird, ist jedoch eine andere Frage und bislang schlecht untersucht.
Für eine Übersicht der Schwermetalle und anderer toxischer Metalle siehe Kapitel 2.