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6.1.2 Arzneimittel

Im Jahr 2015 wurden vom Umweltbundesamt bereits 269 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe oder deren Abbauprodukte in Oberflächengewässern nachgewiesen. Am häufigsten wurden Antiepileptika, Blutdrucksenker und Schmerzmittel sowie Antibiotika und Betablocker gefunden. Die höchsten Konzentrationen ließen sich für Röntgenkontrastmittel, insbesondere Gadolinium, nachweisen. (204) Laut dem Bundesumweltamt sind die Konzentrationen im Trinkwasser so gering, dass gesundheitliche Schäden so gut wie ausgeschlossen werden könnten – andere Berichte stimmen jedoch nachdenklich:

  • Bereits eindeutig festgestellt wurde eine Verweiblichung in Fisch- und Frosch-Populationen, die auch zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzung der Tiere führt. (205)
  • Rückstände der Antibabypille und anderer synthetischer Hormone werden mit der immer früher einsetzenden Pubertät bei Kindern, sinkender Spermienzahl bei Männern sowie steigenden Raten an Hodenkrebs-Erkrankungen in Verbindung gebracht. (206)
  • Antibiotika-Rückstände verschärfen das Resistenzproblem; mit der Gefahr, dass die Mittel nicht mehr wirken. (205)
  • Problematisch sind vor allem schlecht abbaubare Medikamente, wie das Schmerzmittel Diclofenac. Das Mittel belastet die Umwelt und kann Fischen sowie Vögeln schaden. Durch Diclofenac wurden bei Forellen bereits Nierenschäden festgestellt. (206)

Jährlich werden in Deutschland rund 85 Tonnen dieses Wirkstoffes verwendet. Diclofenac gelangt über den menschlichen Stoffwechsel und das kommunale Abwasser in Oberflächengewässer und wird unter anderem von Fischen aufgenommen. Welche Folgen diese Rückstände haben, macht ein anderes Beispiel deutlich: In den 1990er Jahren gab es ein mysteriöses Geiersterben in Indien, Pakistan, Nepal und Bangladesch, bei dem drei einheimische Arten fast vollständig verschwanden. Erst 2004 wurde die Ursache erkannt: Verantwortlich waren Rückstände von Diclofenac in Rindern, die von den Vögeln mit dem Fleisch von verendeten Tieren aufgenommen wurden und bei den Geiern zum Tod durch Nierenversagen führten. In der EU wird Diclofenac hauptsächlich für die Humanmedizin verwendet. Seit 2013 ist es jedoch in Italien und Spanien auch als Tierarzneimittel für Rinder, Schafe und Pferde zugelassen. (207)

Für eine Übersicht der Wasserqualität und die Belastung mit weiteren bedenklichen Stoffen siehe Kapitel 6.

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