Viele Kohlgewächse aus der Familie der Cruciferen (Kreuzblütler) wie zum Beispiel Grünkohl, Blumenkohl und Brokkoli enthalten zu ihrem eigenen Schutz eine besonders interessante Gruppe an sekundären Pflanzenstoffen. Diese machen nicht nur das Abwehrsystem der Pflanze aus, sondern sind auch für den Menschen gesundheitlich von großem Nutzen. Insbesondere die Glucosinolate und ihre Abbauprodukte, die Senföle, bilden eine hochwirksame Stoffgruppe mit zahlreichen interessanten Anwendungsgebieten.
Glucosinolate und Senföle sind wahre Multitalente. Sie wirken antioxidativ, antientzündlich, antimikrobiell, antiviral, antimykotisch und antikanzerogen. Sie können vor bakteriell verursachten Erkrankungen im Mundraum, im Magen oder bei Harnwegentzündungen sowohl vorbeugend als auch im Akutfall eingesetzt werden. Senföle hemmen das Wachstum des hartnäckigen Magenkeims Heliobacter pylori, einem Bakterium, das sich in der Magenschleimhaut einnistet, diese reizt und Entzündungen hervorruft. Glucosinolate und ihre Abbauprodukte wirken sich darüber hinaus positiv auf den Hormonhaushalt aus, aktivieren Entgiftungsmechanismen und beugen der Entstehung von Krebserkrankungen vor. Zahlreiche Studien belegen, dass die Glucosinolate und ihre aktiven Abbaustoffe, die erwähnten Senföle, der Entstehung diverser Krebsarten wie Darm-, Brust-, Prostatakrebs oder Zervixkarzinomen entgegenwirken können. Senföle greifen nachweislich in einige Prozesse der Karzinogenese ein und sind in der Lage, den Östrogenstoffwechsel zu beeinflussen, was sie zu einzigartigen Stoffen einer jeden Präventivstrategie gegen östrogen-abhängige Tumore macht.
In dieser Veröffentlichung wird unter anderem herausgearbeitet, in welchen Kreuzblütlersorten welche Glucosinolate enthalten sind und in welcher Menge sie sich in bestimmten Pflanzenteilen konzentrieren. Es wird ein umfangreicher Überblick über die häufigsten Senföle und ihre Anwendungsgebiete gegeben – inklusive Kapuzinerkresse, Meerrettich und Moringa.
Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem besonders glucosinolatreichen, in seiner therapeutischen Anwendung noch sehr unterschätzten Brokkoli. Aufgrund unterschiedlicher Wirkmechanismen der einzelnen Inhaltsstoffe besitzt jedes Glucosinolat seinen besonderen Anwendungsschwerpunkt. Besonders reichhaltig in Brokkolisamen ist das Glucosinolat Glucoraphanin aus dem sich das Senföl Sulforaphan bildet, das ganz besonders in der Lage ist, therapieresistente Tumorstammzellen sensitiv und angreifbar für eine Chemotherapie zu machen. Indol-Isothiocyanat, das Indol-3-Carbinol und sein Metabolit, das weitaus aktivere und noch wirksamere Diindolylmethan, kurz DIM genannt, wirkt besonders effektiv bei hormonell bedingten Krebserkrankungen.