Ätherische Öle gehören zu den wichtigsten wirksamen Bestandteilen von Pflanzen. Sie sind nicht nur verantwortlich für das spezielle Aroma von Kräutern und Gewürzen, sondern auch für einen großen Teil der Wirkungen, die in der traditionellen Pflanzenheilkunde beschrieben sind. Es wird geschätzt, dass derzeit weltweit etwa 3.000 unterschiedliche ätherische Öle bekannt sind. Reine ätherische Öle können durch Wasserdampfdestillation aus Blüten, Blättern, Gehölzen und Wurzeln gewonnen werden, wodurch ein hochkonzentriertes Gemisch bioaktiver Pflanzenstoffe entsteht, darunter vor allem Terpene und Phenole. Jedes ätherische Öl setzt sich aus einer individuellen und komplexen Mischung von zum Teil Hunderten wirksamen Bestandteilen zusammen, die jeweils einzigartige biochemische Eigenschaften zeigen. Dadurch weist jedes ätherische Öl ein höchst individuelles Wirkspektrum auf, welches medizinisch genutzt werden kann (1,2).
Auch wenn ätherische Öle heute vor allem durch die Aromatherapie bekannt sind, reicht die Geschichte ihrer inneren Anwendung Jahrtausende zurück. Als Teil von Kräutern und roher Pflanzenkost sind ätherischen Ölen ohnehin natürlicher Bestandteil unserer Ernährung und tragen durch ihre besonderen Inhaltsstoffe zur Gesunderhaltung des Körpers bei. Als Tees und Tinkturen waren sie seit jeher wichtiger Bestandteil der Pflanzenheilkunde und werden in vielen Kulturen seit Jahrtausenden traditionell zur Linderung vieler körperlicher und seelischer Beschwerden sowie zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens genutzt.
Die in den ätherischen Ölen wirksamen Terpene haben für Pflanzen ganz unterschiedliche Funktionen, etwa als antimikrobieller Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten, als Lockstoff für Insekten oder als Kommunikationsmittel mit anderen Pflanzen. Diese grundlegenden Funktionen von Terpenen im Pflanzenreich erklären auch die pharmakologischen Wirkungen der ätherischen Öle für den Menschen. Als Lockstoff oder Kommunikationsmittel der Pflanzen üben sie hormonähnliche Wirkungen aus, die Stoffwechselprozesse, Immunzellen, die Reizweiterleitung von Nervenzellen und den Stoffwechsel von Hormonen und Neurotransmittern modulieren können. Hier sind sie für ihre entzündungshemmenden, immunstärkenden und stimmungsaufhellenden Wirkungen bekannt. Als Schutz der Pflanzen vor Bakterien, Viren, Pilzen und Insekten können sie teils sehr starke antimikrobielle Wirkungen entfalten, (1–5). Aus diesem Grund werden ätherische Öle derzeit intensiv als Alternative zu Antibiotika erforscht, da sich keine Resistenzen ausbilden können. Gleichzeitig können ätherische Öle gegen Viren, Pilze und verschiedene Parasitosen eingesetzt werden.
Eine Auswahl von 16 wichtigen Heilpflanzen und ihrer spezifischen Wirkungen und Anwendungsgebiete wird in diesem Ratgeber kurz vorgestellt: Eukalyptus, Immortelle, Lavendel, Lorbeer, Majoran, Melisse, Muskatellersalbei, Pfefferminz, Rosmarin, Römische Kamille, Speik-Lavendel, Thymian, Waldkiefer, Zimt, Zitrone und Zypresse.